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Nachfolgend finden Sie alles zur Geschichte des Schlosses Leitheim.
Die Geschichte Leitheims und seines Schlosses ist aufs engste verbunden mit der Geschichte des Klosters Kaisheim. Schon 1147 taucht der Name "Litun" in einer Urkunde des Papstes Eugen III. auf, 9 Jahre später in einer kaiserlichen Urkunde. Beide Male wird Klosterbesitz in Leitheim bestätigt und unter besonderen Schutz genommen.
Seit 1171 ist Leitheim als klösterliches Weingut nachweisbar. Die Klosterstifter bestimmen, dass den Mönchen zur Jahrtagsmesse genügend Weißbrot, Fische, Käse und Wein zur Verfügung gestellt werden. Dabei werden fünf Fuder Wein, also etwa 5000 Liter, erwähnt. Sie stammen vom Weingut "Leiten", das fortan von zwei Konversen (Laienbrüdern) bewirtschaftet wird.
1427 ließ Abt Weinmayer den Weinberg erweitern. Abt Johannes Sauer umgab 1542 den Weinberg und einer starken Mauer und errichtete in dessen Mitte das Weingärtnerhaus. 1676 stellte Abt Hieragnus Walter (1674 – 1681) nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges den Weinberg wieder her.
Das Schloss wurde unter dem Kaisheimer Abt Elias Götz (1681 – 1696) zusammen mit der Schlosskirche erbaut und 1696 fertiggestellt. Es war als Sommersitz und als Erholungsstätte für Mönche gedacht und sollte gleichzeitig als Herberge für besondere Gäste zur Verfügung stehen und stellt den Prototyp eines geistlichen Herrensitzes dar.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Schlösschen um eine Etage unter Abt Cölestin Meermos (1739 – 1771) aufgestockt. Der dreigeschossige, im Grundriß quadratische Bau ist durch einen gedeckten Arkadengang über das erste Obergeschoss mit der östlich davon gelegenen Schlosskirche verbunden. Der Stuck im Inneren stammt von Anton Landes aus Wessobrunn, die Fresken wurden von Gottfried Bernhard Göz, gebürtig in Mähren, geschaffen.
Während die Leitheimer Kirche im Wesentlichen bis zum heutigen Tage die Form und Ausstattung bewahren konnte, die sie 1696 erhalten hat, erfuhr das zur gleichen Zeit errichtete Schlösschen unter Cölestin I. Mermos 1751 mit der Aufstockung um eine zweite Etage eine Umgestaltung im Stil des Rokoko.
Die einzelnen zyklisch angelegten Fresken, die fünf Sinne, die vier Elemente, die vier Temperamente und die periodischen Zeitzyklen der vier Lebensalter, der vier Jahreszeiten und des Wechsels von Tag zu Nacht und Nacht zu Tag sind thematisch miteinander verknüpft und bilden ein einheitliches ikonographisches Konzept. Gemeinsam veranschaulichen sie die umfassende kosmologische Weltordnung.
Über den Türen des Festsaals befinden sich die Wappen des Abtes Cölestin Meermos, des Klosters und des Konvents. Auch die anderen Räume sind vollendet stuckiert und freskiert und bergen wertvolle Kunstwerke: Gemälde des 18. Jahrhunderts, Rokokoöfen, eine Stockautomatenuhr u.v.m.
Die Säkularisierung des Freien Reichsstifts Kaisheim im Jahre 1802 riss Schloss Leitheim, wie viele andere kirchliche Anwesen auch, in einen Strudel von Umbruch und Auflösung. Neuer Besitzer war das Kurfürstentum Bayern. Zunächst blieb das „Rekreationshaus" des Klosters in seiner Funktion erhalten und wurde dem letzten Abt Franz Xaver Müller neben seiner Abtswohnung in Kaisheim als Altersruhesitz zugewiesen. Erst mit seinem Tod 1817 wurde das Anwesen nutzlos.
Das Königliche Rentamt in Kaisheim versuchte zunächst, das Schloss mit der Kirche und den angrenzenden Obstgärten von sieben Tagwerk zu verkaufen. Zu geringe Gebote sowie die Absicht der Käufer, Schloss und Kirche abzubrechen, ließen diese Versuche scheitern. Vor allen Dingen ein beherzter schriftlicher Einspruch an die Regierung in Augsburg durch einheimische Bauern vom 11. September 1818, die in erster Linie ihr Gotteshaus in Gefahr sahen, konnte unermesslichen Schaden abwenden.
König Max I. Josef von Bayern veranlasste dann 1820 den Verkauf von Schloss und Kirche für viertausendeinhundert Gulden an seinen Oberstküchenmeister und späteren Obersthofmarschall Friedrich Ludwig Camill Marquis de Montperny.
Durch Marquis de Montperny werden die völlig leer geräumten Zimmer im Stile der Zeit wieder bewohnbar gemacht.
Durch Heirat ging Schloss Leitheim 1835 in der Erbfolge an die Linie der Tucher von Simmelsdorf über. Der Fortbestand des Bauwerks ist entscheidend Albrecht Freiherr von Tucher (1922 - 1989) zu verdanken. Er trat 1945 die Erbfolge an und stellte für Leitheim seinen Berufswunsch, Architekt zu werden, zurück. Nach intensiven Landwirtschaftsstudien übernahm er ein heruntergewirtschaftetes Schloss mit Gut.
Frühzeitig erkannte er die künstlerische Bedeutung der freskalen Ausstattung des Schlosses und begann 1953 mit der konsequenten Sicherung des Gebäudes, dessen Substanz stark gefährdet war.
1959 begründete er mit dem ersten öffentlichen Konzert die „Leitheimer Schlosskonzerte". In den Folgejahren widmete er sich zunehmend dieser Aufgabe und formte im kulturellen Vakuum der Zeit ein Kulturangebot auf Schloss Leitheim, das auch für heutige Verhältnisse enorme Ausmaße annahm.
1983 konnte mit der Gründung des „Freundeskreises Schloß Leitheim e. V." eine Gemeinschaft ins Leben gerufen werden, die sich zu einem wichtigen Stützwerk für die Leitheimer Kulturarbeit entfaltete.
1989, nach seinem Tod, war eine Notsicherung die erste Aufgabe des jetzigen Eigentümers Bernhard Freiherr von Tucher von Simmelsdorf. Erforderlich machte dies ein konstruktiver Schaden des Dachstuhls von 1751. Eine erneute umfangreiche Gesamtsicherung der Bausubstanz konnte bis 1997 mit maßgeblicher Unterstützung des Freistaates Bayern, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Bonn, der Messerschmitt-Stiftung und der Bayerischen Landesstiftung, beide München, sowie der Gebietskörperschaften Bezirk Schwaben, Landkreis Donau-Ries, Markt Kaisheim und schließlich des Amtes für ländliche Entwicklung durchgeführt werden.
2008 ging das Schloss in den Besitz der Messerschmitt Stiftung München über.
Derzeit werden das Weingärtnerhaus saniert sowie ein Schlosshotel errichtet.