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Außenarchitektur Das nüchtern wirkende Äußere wird rhythmisiert durch eine dichte Folge von Strebepfeilern im Wechsel mit schmalen Maßwerkfenstern. Entsprechend dem gesamten Bau ist auch die Westfassade vorschriftsmäßig streng und sachlich gehalten. Als Zierelemente weist sie lediglich ein spitzbogiges Portal mit profiliertem Gewände und darüber ein lang gezogenes Fenster mit vierteiligem Maßwerk auf.
Im Bereich der Seitenschiffe und des Obergadens streben die Stützen ohne Unterbrechung empor und tragen wie die kolossalen, mehrfach gestuften Streben am Querhaus einfache Pultdächer. Die stämmigen Mauerzungen am Chor sind mit Satteldächern abgeschlossen, wobei hier der Scheitel durch ein breiteres und im Maßwerk reicheres Fenster sowie durch ein übereck gestelltes Türmchen mit zwei schlanken Fialen akzentuiert wird.
Der für zisterziensische Verhältnisse ungewöhnlich aufwendige Vierungsturm ist das Ergebnis späterer Veränderungen. Ursprünglich wohl als schlichter Dachreiter angelegt, wurde er 1459 zu einem Oktogon mit Maßwerkfensterpaaren an allen Seiten ausgebaut. 1695 errichtete man über dem spätgotischen Unterbau einen zweiten achtseitigen, jedoch schlankeren Aufsatz. Seine endgültige Gestalt mit elegant geschwungenem Helm und zierlicher Laternenbekrönung erhielt der Turm erst 1789/1790.
Grundriss
Vor den Augen des Besuchers erhebt sich eine kreuzförmige Basilika, deren Abmessungen mit 80,5 m Länge, 27,7 m Breite und 24 m Mittelschiffhöhe auch für heutige Verhältnisse bedeutend sind. Obwohl es sich hier um einen der letzten großen Ordensbauten handelt, befolgt der einheitliche, mit zisterziensischer Präzision ausgeführte Kirchenplan weitgehend die typischen Grundrissproportionen, wie sie noch in der bernhardinischen Tradition lebendig waren.
Von diesen Proportionen weichen nur die südlichen Teile des Gotteshauses mit Rücksicht auf die anschließenden Klostergebäude ab. Hier scheint eine gewisse Unsicherheit in der Bauplanung bestanden zu haben. Das parallelogrammartig nach Osten verschobene südliche Querhaus ist nur als Verbindungsstück zu einem älteren Konvent verständlich, dessen räumliche Anordnung vermutlich die bei den Zisterziensern sonst ungewöhnliche Einbeziehung der Sakristei und der ihr zugeordneten Räume in den Baukörper des Querhauses bedingte.
Innenausstattung
Die bauliche Wirkung erfährt im Innern noch eine Steigerung. Französischen Kathedralen gleich stellt sich unwillkürlich der Eindruck von Weiträumigkeit ein, wird Großzügigkeit in allen Belangen spür- und erlebbar, vermischt mit einem für die süddeutsche Klosterlandschaft bezeichnenden Hang zur Repräsentation.
Jeweils sieben rhombische Pfeiler, die ohne Kapitelle in weite spitzbogige Arkaden übergehen, trennen die acht querrechteckigen Joche des Mittelschiffs von den schmäleren Seitenschiffen. Die hohen Wände über den Bögen sind anfangs ungegliedert und bieten ausreichend Platz für grandios geschnitzte Bilderrahmen. Erst im oberen Drittel durchbrechen zu Zweiergruppen zusammengefasste Spitzbogenfenster die Flächigkeit der Mauern.
Dazwischen steigen, ausgehend von Konsolen, die etwas unterhalb der Fensterzone sitzen und mit symbolischen Tierskulpturen oder Pflanzenornamenten verziert sind, halbrunde Dienste zu den Kreuzrippengewölben auf, deren tellerförmige, unterschiedlich große Schlusssteine figürliche Motive und Rosetten zeigen.
In das westliche Joch ist eine geräumige Empore mit tonnenartig gewölbter Unterseite und seitlich vorgezogener Brüstung eingespannt, die um 1667 flächendeckend mit üppigen, aus Ranken, Früchten und Engeln bestehenden Stuckaturen überzogen wurde.
Hochaltar
Welch gut funktionierende Werkstatt das Kloster damals besaß, veranschaulicht eindrucksvoll der mächtige, schwarz- golden gefasste Hochaltar, der die gesamte Höhe und Breite des Chors einnimmt. Das Wappen über dem Hauptbild weist Abt Benedikt Hein eindeutig als Stifter aus und die Zahl 1673 zeigt das Jahr der Vollendung an.
Hinweise in den Archivalien und die traditionell guten Beziehungen Kaisheims zur Zisterzienserabtei Stams ließen den Schluss zu, dass nur der dort 1674 zum Stiftsbildhauer ernannte Andreas Thamasch für die Aufsicht über die Schreinerarbeiten und für die Ausführung der außergewöhnlich qualitätvollen und sehr individuell gestalteten Skulpturen verantwortlich gewesen sein kann.
Bereits im Jahr vor der Aufrichtung des Altars hatte Johann Pichler aus Fürstenfeldbruck, der 1673 das Augsburger Meisterrecht erhielt, das riesige, figurenreiche Gemälde der Himmelfahrt Mariens, die von Bernhard von Clairvaux und anderen Ordensheiligen begleitet und von der Trinität im Auszug erwartet wird, mit seinem Namenszug versehen.
Mit der Vollendung des Hochaltars war die Tätigkeit von Thamasch, der sich 1671 mit dem drei Meter hohen Chorbogenkruzifix als Bildschnitzer bestens eingeführt hatte, für Kaisheim noch lange nicht abgeschlossen. 1677 entstand der wandfüllende, am bekrönenden Wappen von Abt Hieronymus Winter datierte Orgelprospekt und 1682 die überlebensgroße Josephsgruppe am südöstlichen Vierungspfeiler. Neben den genannten Werken werden Thamasch u. a. noch einige Einzelfiguren, darunter eine Maria, ein Evangelist Johannes und zwei Leuchterengel sowie ein Auferstehungschristus' zugeschrieben.
Besonderheiten
Abt Georg II. Kastner ließ die bedeutendsten süddeutschen Meister jener Zeit für Kaisheim tätig werden: So fertigte 1500 der berühmte Adam Krafft ein steinernes Sakramentshaus, das mit vielen Figuren bestückt und von einem Eisengitter umgeben war. Neben weiteren Werken entstand schließlich 1502 in Augsburg ein neuer Hochaltar in Gemeinschaftsarbeit von Adolf Daucher, Gregor Erhart und Hans Holbein dem Älteren, der auch die Flügel der neuen Orgel mit Darstellungen der Anbetung der Hirten und Könige bemalt hat.
Keine dieser Inkunabeln der süddeutschen Spätgotik kann mehr vor Ort bewundert werden. Was die Barockisierung des 17. Jahrhunderts verschont hat, entfernte später die Säkularisation. Kraffts filigrane Steinmetzarbeit ist daher ebenso verschwunden wie Dauchers sicher opulent gestalteter Schrein und Erharts noble Skulpturen, von denen eine Schutzmantelmadonna zwar nach Berlin gelangt, dort aber 1945 verbrannt ist.
Lediglich Holbeins Altarbilder, die auf insgesamt 16 Tafeln figurenreiche Szenen aus dem Marienleben und der Passion Christi zeigen, kamen nach einem wechselvollen Schicksal - unter anderem wurden sie 1716 auseinandergesägt, neu gerahmt und in der Kirche aufgehängt - in die Alte Pinakothek nach München und vermitteln einen ungefähren Eindruck von dem Aufwand, mit dem der Kaisersheimer Abt, dessen Gestalt der Maler in der "Beschneidung des Kindes" für die Nachwelt festgehalten hat, seinem Gotteshaus ein zeitgemäßes Gepräge verleihen wollte. Damit erinnert heute vor Ort nur noch das 1496 datierte, beidseitig bemalte ehemalige Lettnerkreuz hinter dem Hochaltar an jene so fruchtbare Phase in der Kaisheimer Ausstattungsgeschichte.
Neubaupläne
Fast 200 Jahre hatte der 1183 geweihte und 1286 nach einem Brand im Chorbereich erneuerte Gründungsbau bestanden. Mitte des 14. Jahrhunderts fasste man den Entschluss, ihn vollständig abzubrechen und an seiner Stelle eine Kirche zu errichten, deren machtvolle Architektur das Ansehen der Abtei der Welt außerhalb der klösterlichen Mauern kundtun sollte.
Aushilfskirche, Fundamentarbeiten
Initiator des ehrgeizigen Projekts war Abt Ulrich III. Niblung (reg. 1340-1361). Er ließ als ersten wichtigen Schritt im Hinblick auf ein weiterhin geregeltes Ordensleben den Gottesdienst in die so genannte Krankenkapelle verlegen. Dann begann man, einen neuen Grund zu graben und denselben tief mit Pfeilern zu versorgen, auch [hat man] neben dem Grund auf zweifachen, mit Mörtel gemauerten Boden gegen Mitternacht Rinnen gemacht, damit das Wasser von den Pfeilern rinnete und nicht in das Gemäuer setzte, also daß dieser Grund und Gebäu tief unter der Erden eine sehr große Mühe und Unkosten verursachet. [...]
Grundsteinlegung 1352
Als nun dieser Grundbau vollendet und außer der Erden gewachsen war, hat Abt Ulrich am St. Egidütag [1. September], so auf einen Samstag fiel, im Jahre 1352 selbst den ersten Stein gelegt. Es wurde dieser Bau sehr hoch geführt; denn schon vorher waren alle nothwendigen Materialien bereitet worden und es schickte Gott, daß viele künstliche Meister und Handwerksleute, als Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute und Ziegler sich in den Orden begäben, auch Andere ihre Hände anlegten, und theils mit Arbeit, theils mit Almosen diesen Bau förderten.
Rascher Baufortschritt
Die Wände wurden offenbar ohne größere Verzögerungen hochgezogen. Dafür sprechen das einheitliche Ziegelformat, der gleichmäßig und präzise bearbeitete Werkstein und die durchgehenden Mauerverbände und fehlenden Baunähte. 1372, zur Amtszeit von Abt Johann II. Zauer [reg. 1361-1379], wurde der Chor gewölbt und unter Dach gebracht.
Prunkvolle Einweihung 1387
Am Tage nach Aller Seelen, am Feste des heiligen Leonhard [3. November 1387 ], einem Sonntage, wurde die neue Kirche eingeweiht zur Ehre Gottes und seiner allergebenedeitesten Mutter und Jungfrau Maria; von Burkhard von Eilerbach, Bischof von Augsburg. Zugegen war neben einer Reihe von hohen geistlichen Würdenträgern sogar Herzog Stephan von Bayern-Ingolstadt mit großem Gefolge. Die Feierlichkeiten sollen nicht weniger als neun Tage gedauert haben und täglich hätten die Prälaten zwei Hochämter gehalten. Auch sei das allgemeine Interesse an der neuen Kirche enorm gewesen. Eine unzählbare Volksmenge habe sie besucht und alle seien mit Speis und Trank reichlich versehen worden.
Beeindruckende Maße
Vor den Augen der staunenden Bevölkerung stand eine riesige, kreuzförmige Basilika, deren Abmessungen mit 80,5 m Länge, 27,7 m Breite und 24 m Mittelschiffhöhe für damalige wie heutige Verhältnisse bedeutend sind. Das nüchtern wirkende Äußere wird durch eine dichte Folge von Strebepfeilern im Wechsel mit schmalen Maßwerkfenstern rhythmisiert.
Ungewöhnlicher Vierungsturm
Der für zisterziensische Verhältnisse ungewöhnlich aufwendige Vierungsturm ist das Ergebnis späterer Veränderungen. Ursprünglich wohl als schlichter Dachreiter angelegt, wurde er 1459 durch den Augsburger Werkmeister Heinrich Feldkircher und dessen Sohn Hans, der die Aufgabe des Paliers übernahm, zu einem Oktogon mit Maßwerkfensterpaaren an allen Seiten ausgebaut. Blitzschläge beschädigten ihn 1469, 1543 und 1602 erheblich, die beiden letzten Male so schwer, dass jeweils der obere Teil komplett erneuert werden musste. 1695 errichtete der Zimmermeister Matthias Landsberger nach einem Modell des Kaisheimer Fraters Michael Geier über dem spätgotischen Unterbau einen zweiten achtseitigen, jedoch schlankeren Aufsatz, der von einer Kuppelhaube mit Laterne abgeschlossen wurde. Seine endgültige Gestalt mit elegant geschwungenem Helm und zierlicher Laternenbekrönung erhielt der Turm erst 1789/1790.